Porträt: Rahman Jawadi: „Für mich ist es jetzt eine neue Herausforderung – und auch eine Chance“

Seine Vertragsverlängerung war Grund genug, um mit „Rami“ über seine Beweggründe für die Treue, die emotionalsten Momente seiner bisherigen Laufbahn und seine Ziele mit der dann neu formierten Mannschaft zu sprechen.
Hallo Rami. Die aktuelle Mannschaft bricht am Ende der Saison komplett auseinander. Was hat dich, im Gegensatz zu allen bisherigen Mannschaftskameraden, dazu bewogen in Weinheim zu bleiben?
Rahman Jawadi: Ich habe mich bei meiner bisherigen Station in Deutschland sehr wohl gefühlt und wurde bei der TSG von Anfang an super aufgenommen – sowohl vom Verein als auch von der Mannschaft. Daher ist es natürlich schade, dass viele nun getrennte Wege gehen. Aber das ist im Fußball nichts Ungewöhnliches. Für mich ist es jetzt eine neue Herausforderung und auch eine Chance, in einer veränderten Konstellation Verantwortung zu übernehmen und mich weiterzuentwickeln.
Was gefällt dir in Weinheim und der Region denn ganz besonders gut?
Jawadi: Ich mag die historische Altstadt von Weinheim sehr. Meine Frau und ich gehen dort gerne spazieren oder essen in einem der vielen schönen Restaurants.
Wie bist du im Sommer 2024 überhaupt zur TSG gekommen?
Jawadi: Ich wollte mich beruflich und persönlich weiterentwickeln und bewusst aus meiner Komfortzone herauskommen. Deshalb habe ich mich entschieden, nach Deutschland zu ziehen. Da ich beruflich in der Region tätig wurde, war die TSG 1862/09 Weinheim eine perfekte Gelegenheit, auch im fußballerischen Bereich Fuß zu fassen. Zum Glück hat sich das als genau die richtige Entscheidung herausgestellt – ich wurde super aufgenommen, habe mich schnell eingelebt.
In deiner österreichischen Heimat hast du unter anderem in der 2. Liga, aber auch beim traditionsreichen FC Wacker Innsbruck gespielt. Der FC Wacker ist bekannt für seine große Fanszene, in Weinheim kommen zu den Spielen dagegen nur (viel zu) wenige Zuschauer. Wie war dieser „Kontrast“ am Anfang für dich?
Jawadi: Natürlich ist es ein Unterschied, ob man vor 3.000 oder 4.000 Zuschauern spielt oder vor deutlich weniger. Aber wenn man auf dem Platz steht, blendet man vieles aus – man konzentriert sich auf das Spiel. Für mich zählt in erster Linie die Freude am Fußball und der Wille, mit der Mannschaft am Wochenende zu gewinnen. Das ist es, was den Fußball ausmacht – nicht unbedingt die Zuschauerzahl, auch wenn eine volle Tribüne natürlich etwas Besonderes ist (lacht).
Was könnte der Verein deiner Meinung nach tun, um künftig mehr Zuschauer ins Sepp-Herberger-Stadion zu locken?
Jawadi: Ich denke, es wäre sinnvoll, den Spieltag mehr als Event zu gestalten – zum Beispiel mit Einlaufkindern oder Aktionen mit Sponsoren wie einer Matchballspende. Auch gezieltere Werbung in der Region und eine stärkere Präsenz in der Stadt könnten helfen. Wenn man das „Wir-Gefühl“ stärkt und den Menschen in Weinheim zeigt, dass Fußball in Weinheim eine coole Sache ist, kommen sicher auch mehr Zuschauer.
Was war (auch von der Zuschauerzahl betrachtet) dein bisher krassestes Spiel für die TSG?
Jawadi: Am emotionalsten war definitiv das Verbandsliga-Spiel gegen die SG HD-Kirchheim – ich habe in der 93. Minute das 2:1 geschossen und der Mannschaft damit den Sieg gesichert. Das war ein besonderer Moment. Von der Zuschauerzahl her sticht bislang das Spiel in Heddesheim heraus. Da herrschte eine ganz besondere Stimmung – man hat richtig gemerkt, dass das ein Derby ist und es eine gewisse Rivalität gibt. Solche Spiele machen einfach Spaß.
Und in Österreich?
Jawadi: Eines meiner krassesten Spiele war das Aufstiegsspiel mit dem FC Wacker Innsbruck in die 4. Liga. Die Stimmung war unfassbar, jeder Zweikampf war entscheidend. Als der Aufstieg feststand, war das pure Gänsehaut – ein Moment, den ich nie vergessen werde. Ein weiteres Highlight war der Regionalliga-Titel mit dem SC Schwaz. Eine lange, intensive Saison, in der wir als Team über uns hinausgewachsen sind. Am Ende als Meister dazustehen, war die perfekte Belohnung.
Zurück nach Weinheim. Wie bewertest du persönlich den Umbruch in der Mannschaft?
Jawadi: Natürlich ist es schade, dass sich unsere Mannschaft auflöst – wir hatten wirklich viel Potenzial. Aber im Fußball gehören Veränderungen dazu. Ich versuche, das Ganze positiv zu sehen: Ein Umbruch bietet immer auch neue Chancen. Es ist eine Herausforderung, die ich gerne annehme. Jetzt geht es darum, nach vorne zu schauen und das Beste aus der neuen Situation zu machen.
Welche Ziele hast du für die kommende Saison – ganz persönlich, aber auch mit der dann neuen Mannschaft?
Jawadi: Persönlich möchte ich meine beste Leistung abrufen und damit der Mannschaft weiterhelfen. Als Team ist unser klares Ziel der Klassenerhalt. Darüber hinaus wollen wir natürlich als Einheit zusammenwachsen, einen starken Teamgeist entwickeln und zeigen, was in uns steckt.
Vielen Dank für das tolle Gespräch, Rami. Wir freuen uns sehr, dass du uns erhalten bleibst.
Team Öffentlichkeitsarbeit TSG 1862/09 Weinheim
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